Mehr Recycling muss beim Produkt beginnen

16. Januar 2025: Umweltausschuss des Bayerischen Landkreistags mahnt zur Sorgfalt bei der Alttextilsammlung
Mehr Recycling muss beim Produkt beginnen

Der Umweltausschuss des Bayerischen Landkreistags hat am 16. Januar 2025 über die seit 1. Januar 2025 europaweit bestehende Getrenntsammelpflicht von Alttextilien beraten und für eine Versachlichung der derzeitigen Diskussion appelliert. Die 71 bayerischen Landkreise sind für die Entsorgung der auf ihrem Gebiet anfallenden Abfälle verantwortlich und über ihre Entsorgungsbetriebe auch für die Sammlung von Alttextilien. „Wir stellen fest, dass sich die Qualität der gesammelten Kleidung immer mehr verschlechtert. Hauptverantwortlich dafür ist „Fast Fashion“, der Trend hin zu Billigkleidung, die unter dubiosen Produktionsbedingungen hergestellt und über Plattformen wie TEMU auf den europäischen Markt gelangt“, so der Vorsitzende des Umweltausschusses, Landrat Jens Marco Scherf. „Fast Fashion“ ist einer wirtschaftlichen Wiederverwertung kaum zugänglich. Der Bayerische Landkreistag wirbt daher für bewusste Kaufentscheidungen der Verbraucher und mehr Herstellerverantwortung beim Produktdesign. Er fordert dazu auf, auch weiterhin nur gut erhaltene Textilien in die Alttextilsammlung zu geben und nicht mehr verwertbare Stücke im Restmüll zu entsorgen. Gerade bezüglich Letzterem herrscht neuerdings eine große Verunsicherung: Darf die kaputte Jeans in die Restmülltonne? Eindeutig ja! „Soweit in den Medien teilweise berichtet wird, man dürfe keine kaputten oder stark verschmutzten Kleidungsstücke mehr im Restmüll entsorgen, ist das nicht nur rechtlich falsch, es schadet auch der derzeit ohnehin kriselnden Alttextilwirtschaft in hohem Maße“, so der Ausschussvorsitzende Landrat Jens Marco Scherf. Denn die aufgrund von EU-Recht seit Anfang des Jahres europaweit geltende Getrenntsammelpflicht für Textilien ist in Bayern schon lange umgesetzt. Das bestehende System lebt aber davon, dass nur gut erhaltene Kleidung in den Sammelcontainern landet. „In den meisten bayerischen Landkreisen übernehmen gemeinnützige Organisationen, wie das Bayerische Rote Kreuz, die Caritas oder Kolping, die Textilsammlung. Nach der Sortierung wird ein Teil der Altkleider in Second-Hand-Läden verkauft, der Rest wird an Wiederverwertungsbetriebe abgegeben, um daraus Putzlappen, Malerflies oder Teppiche zu machen. Die Recyclingquote in Deutschland liegt dabei weit über dem EU-Durchschnitt. Recycling von Alttextilien kann aber nur funktionieren, wenn nicht jedwede Klamotte im Sammelbehälter landet. „Extrem verschmutzte oder teilweise sogar schimmlige Kleidung in den Containern würde das bestehende System zum Scheitern bringen. Daher gilt: Bewusst kaufen, getrennt entsorgen“, so Scherf abschließend.