Neue Wege in der Pflege - Juni 2023 in Neuburg an der Donau

Bayerische Landrätinnen und Landräte haben sich im Rahmen einer offenen Klausurtagung am 21./22. Juni 2023 in Neuburg an der Donau mit der sich zunehmend verschärfenden Versorgungslage in der Langzeitpflege beschäftigt und „neue Wege in der Pflege“ diskutiert.
Neue Wege in der Pflege

Mehr als 20 bayerische Landrätinnen und Landräte haben sich im Rahmen einer offenen Klausurtagung am 21./22. Juni 2023 im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen mit der sich zunehmend verschärfenden Versorgungslage in der Langzeitpflege beschäftigt und „neue Wege in der Pflege“ diskutiert. Die Versorgung pflegebedürftiger Menschen wird seit Jahren unter den Prämissen fehlender Pflegekräfte, steigender Bedarfe und überforderter Angehöriger diskutiert. Dabei wird immer wieder auf die Rolle der Kommunen in der Pflege hingewiesen, die über ein stärkeres Engagement einen Beitrag zur Verbesserung der Situation leisten sollen. Den Landkreisen (wie auch den kreisangehörigen Gemeinden) sind jedoch aufgrund des eingeschränkten gesetzlichen Auftrags die Hände gebunden. Zudem richtet sich der Versorgungsanspruch der gesetzlich Versicherten gegen die Soziale Pflegeversicherung, die im Bereich der professionellen Pflege einen Sicherstellungsauftrag hat, der jedoch über den Abschluss von Verträgen mit vorhandenen Leistungserbringern erfüllt wird.

 Welche Maßnahmen können die Landkreise im derzeitigen rechtlichen Rahmen ergreifen, um den Eintritt der Pflegebedürftigkeit zu verzögern, gelingende Pflegearrangements zu initiieren und Menschen mit Unterstützungsbedarf besser zu begleiten, auch um das System der professionellen Pflege zu entlasten? Zu diesen Fragen haben die Vorstandsvorsitzende des Kuratoriums Deutsche Altershilfe, Helmut Kneppe, Prof. Dr. Alexander Schraml, Kommunale Altenhilfe Bayern,  die Vorstandsvorsitzende der AOK Bayern, Dr. Irmgard Stippler, und Prof. Frank Weidner vom Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung Antworten gegeben. Die Vortragsfolien und Manuskripte sind im Folgenden abgedruckt. Die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner nahm sich ebenfalls die Zeit für eine Teilnahme am ersten Tag der Klausur, um die Diskussion der Landrätinnen und Landräte mit ihrem Blick auf die Praxis vor Ort verfolgen zu können. Sie bestärkte in ihrem Statement die Landrätinnen und Landräte in ihrem Ruf nach einer Überprüfung überzogener fachlicher Standards und einem Abbau von Bürokratie. Gleichzeitig motivierte sie die Landkreise trotz der schwierigen Rahmenbedingungen ihr Engagement im Vor- und Umfeld der professionellen Pflege noch weiter zu verstärken.

Mindestens genauso wichtig wie Zuständigkeiten und Maßnahmen ist die Antwort auf die Frage, wie gute Pflege in Zukunft überhaupt aussehen soll, und wie diese neu gedacht werden kann. Pflegeeinrichtungen, die aufgrund des Arbeitskräftemangels Betten oder ganze Trakte still legen müssen, oder Dienste, die keine Touren mehr machen, gehören heute zum negativen Bild der Langzeitpflege. Auf der anderen Seite gibt es viele innovative Konzepte, die starke und empathische Antworten auf die bestehenden Engpässe geben. So sind unter anderem der Pflegebauernhof Marienrachdorf, die Pflegewohnung in Euerdorf, die Gemeindeschwestern in Steinbach am Wald und Teuschnitz, die Anwerbung von Pflegefachkräften aus dem Ausland wie in Coburg oder der Pflegekrisendienst im Landkreis Erding Vorzeigemodelle neue Wege in der Pflege, die bei der Klausur vorgestellt wurden. Auch zu diesen Vorträgen sind die Folien abgedruckt.

Bayerns Gesundheits- und Pflegeminister, Klaus Holetschek, MdL, nahm ebenfalls an der Pflegeklausur teil und betonte in seinem Grußwort die große Bedeutung einer guten Betreuung und Versorgung der steigenden Zahl von Pflegebedürftigen als die große gesellschaftliche Herausforderung der kommenden Jahre. Diese kann nur in einem gemeinsamen Schulterschluss bewältigt werden, wozu das Pflegeministerium und die kommunalen Spitzenverbände unter Einbeziehung der Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassen in Bayern die gemeinsame Strategie ‚Gute Pflege. Daheim in Bayern‘ erarbeitet und beschlossen haben. Darin finden sich zahlreiche Lösungsansätze zum Auf- und Ausbau einer zukunftsfähigen pflegerischen Versorgungsstruktur. Die Umsetzung der Strategie wird nachgehalten und begleitet. Daneben verwies der Minister auf das erfolgreiche Investitionskostenförderprogramm des Freistaats Bayern ‚Pflege-soNah‘.

Zum Nachlesen stehen die Vorträge (im Mitgliederbereich) zum Download bereit.