Präsidium des Bayerischen Landkreistags in München

24. September 2025: Industrie trifft Landkreise – Gemeinsame Verantwortung in herausfordernden Zeiten
Präsidium des Bayerischen Landkreistags in München

V.l.n.r: Landrat Sebastian Gruber, Freyung-Grafenau, 3. Vizepräsident des Bayerischen Landkreistags, Landrat Thomas Habermann, Rhön-Grabfeld, 1. Vizepräsident des Bayerischen Landkreistags, Tanja Gönner, Hauptgeschäftsführerin BDI, Landrat Thomas Karmasin, Fürstenfeldbruck, Präsident des Bayerischen Landkreistags, Andrea Degl, Geschäftsführendes Präsidialmitglied beim Bayerischen Landkreistag, Landrätin Tamara Bischof, Kitzingen, 2. Vizepräsidentin des Bayerischen Landkreistags

Wie gelingt der wirtschaftliche Neustart in einer Zeit, in der Unsicherheit, Fachkräftemangel, Strukturprobleme und Bürokratie viele Unternehmen belasten? Beim Präsidium des Bayerischen Landkreistags am 24.09. 2025 diskutierten Landrätinnen und Landräte mit der Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Tanja Gönner, über Wege aus der Krise – und über die wichtige Rolle der Landkreise als Partner der Industrie. 

Tanja Gönner: „Landkreise sind erste Ansprechpartner für die Wirtschaft“

In ihrem Impulsvortrag zeichnete Gönner ein realistisches, aber lösungsorientiertes Bild der aktuellen wirtschaftlichen Lage: „Der deutschen Wirtschaft geht es nicht gut. Über alle Branchen hinweg befinden wir uns in einem extrem schwierigen Fahrwasser. Seit 2019 hat die Industrieproduktion über 9 Prozent verloren.“ Sie betonte jedoch, dass gerade jetzt gemeinsames Handeln notwendig sei. Landrätinnen und Landräte seien oft die ersten Ansprechpartner für Unternehmen – vor Ort, nah an der Praxis und mit einem Blick für das Machbare. 

Reformbedarf deutlich benannt

Gönner machte deutlich, dass es grundlegende strukturelle Probleme gibt, die dringend angegangen werden müssen:

- Hohe Arbeitskosten und Standortfragen
- Überbordende Bürokratie
- Fehlende Reformen auf Bundesebene
- Mangelnde Umsetzungsgeschwindigkeit
- Auseinanderklaffen von Arbeitslosigkeit und Fachkräftemangel
„Die Stimmung in der Wirtschaft ist schlecht – in einer Zeit, in der viele Unternehmen wund gelegen sind. Wir brauchen dringend Strukturreformen als Grundlage für neue Investitionen.“

Dabei forderte sie auch ein neues Verständnis von Regulierung: „Wir brauchen eine vertrauensbasierte Regulierung – Rechtsetzung mit Augenmaß, nicht in der kleinsten Einheit.“

Thomas Karmasin: „Landkreise bringen Praxis in die Politik“

Thomas Karmasin, Präsident des Bayerischen Landkreistags und Landrat des Landkreises Fürstenfeldbruck, betonte in der anschließenden Diskussion die Rolle der Landkreise als Mittler zwischen Unternehmen und staatlichen Ebenen: „Die Idee, Betroffene zu hören, bevor Regeln gemacht werden, ist gut – und wir setzen sie seit Jahrzehnten um. Unsere Verwaltungen erleben die Auswirkungen politischer Entscheidungen jeden Tag hautnah.“

Karmasin forderte eine bessere Verzahnung von Bundesrecht und kommunaler Umsetzung sowie mehr Flexibilität in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, etwa bei der Aktivierung von Bürgergeldbeziehenden. Auch die Frage nach geregelter Zuwanderung wurde diskutiert. 

Fazit: Gemeinsam handeln – für einen starken Standort

Der Austausch zwischen BDI und Bayerischem Landkreistag machte deutlich: Wirtschaftlicher Erfolg braucht funktionierende kommunale Strukturen. Industrie und Landkreise teilen die Verantwortung, Lösungen zu finden – pragmatisch, vor Ort, im engen Schulterschluss. Der Bayerische Landkreistag wird diesen Dialog weiterführen – denn: Nur gemeinsam lässt sich der Standort Deutschland stärken.