Gemeinsam stark für die Region

Die schwäbischen Landrätinnen und Landräte mit: Regierungspräsidentin Barbara Schretter (1. Reihe Mitte), Präsident des Bayerischen Landkreistags Thomas Karmasin (1. Reihe links), Geschäftsführendes Präsidialmitglied des Bayerischen Landkreistags Andrea Degl (2. Reihe rechts), HWK-Präsident Hans-Peter Rauch (1. Reihe rechts) und HWK-Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner (letzte Reihe rechts).
Wie geht es dem Handwerk in Schwaben – und was braucht es, damit es stark bleibt? Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer Arbeitstagung des Bezirksverbands Schwaben im Bayerischen Landkreistag. Im Landkreis Donau-Ries kamen die schwäbischen Landrätinnen und Landräte mit Regierungspräsidentin Barbara Schretter, Thomas Karmasin (Präsident des Bayerischen Landkreistags), HWK-Präsident Hans-Peter Rauch und HWK-Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner zu einem intensiven Austausch zusammen.
Berufliche Bildung im Mittelpunkt: Zukunft braucht Fachkräfte
Ein zentrales Thema: die berufliche Bildung. HWK-Präsident Hans-Peter Rauch formulierte es klar: „Qualifizierte Fachkräfte sind das Rückgrat unserer Wirtschaft – jede Investition in Berufsschulen ist eine Investition in die Zukunft unseres Landes.“ Er forderte moderne, leistungsfähige Schulen und wohnortnahe Beschulung, um junge Menschen für eine handwerkliche Ausbildung zu begeistern.
Auch der Vorsitzende des Bezirksverbands Schwaben im Bayerischen Landkreistag, der Lindauer Landrat Elmar Stegmann, betonte: „Trotz angespannter Haushaltslage planen wir den Neubau einer Berufsschule. Gerade jetzt wollen wir handeln – weil unsere Region zukunftsfähig bleiben soll. Wer heute nicht in berufliche Bildung investiert, gefährdet den wirtschaftlichen Erfolg von morgen.“ Und er ergänzte: „Wir müssen jungen Menschen Mut machen und ihnen zeigen, dass eine Ausbildung im Handwerk nicht nur eine solide Grundlage bietet, sondern auch vielfältige Entwicklungswege eröffnet – bis hin zur eigenen Unternehmensführung.“
Positive Signale – aber auch strukturelle Sorgen
Hans-Peter Rauch zeichnete darüber hinaus ein insgesamt positives Bild der Branche: „Im Handwerk herrscht weiterhin eine stabile Grundstimmung.“ Gleichzeitig mahnte er Entlastungen bei der Bürokratie an: „Es gibt viele politische Ankündigungen – aber bislang bleibt der konkrete Nutzen für die Betriebe oft aus.“
Rauch sagte weiter: „Wir haben in Schwaben circa 31.000 Handwerksbetriebe mit rund 150.000 Beschäftigten. Zudem bieten wir 9.400 Ausbildungsplätze an, die wir unbedingt erhalten und weiter ausbauen müssen.“ Ein klares Plädoyer für die duale Ausbildung und für die Stärkung des Handwerks als Ausbildungsmotor in der Region.
Lehrlingszahlen steigen – Betriebsnachfolge wird zur Herausforderung
HWK-Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner brachte erfreuliche Ausbildungszahlen mit: „Zum zweiten Mal in Folge verzeichnen wir einen Anstieg der neu abgeschlossenen Lehrverträge – ein starkes Signal.“ Gleichzeitig warnte er vor einem wachsenden Problem: „60 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer sind über 55 – zehntausende Betriebe stehen in den nächsten Jahren zur Übergabe an.“
Doch viele junge Meisterinnen und Meister scheuen die Selbstständigkeit. Erstmals seit 25 Jahren sinkt die Zahl der Betriebe. „Das ist kein Zufall, sondern ein tiefergehender Trend: veränderte Lebensentwürfe, gestiegene Risiken – und zu wenig Unterstützung bei der Gründung.“
Appell an Politik und Landkreise: Gründung und Übergabe aktiv fördern
Wagner rief zu gemeinsamen Initiativen auf: „Wir müssen gemeinsam mit den Landratsämtern – besonders mit den Wirtschaftsförderungen – Formate entwickeln, die junge Menschen motivieren, sich selbstständig zu machen. Es geht darum, Hemmschwellen abzubauen und Perspektiven aufzuzeigen.“
Die Landrätinnen und Landräte signalisierten nicht nur Unterstützung, sondern kündigten an, gemeinsam mit der Handwerkskammer Schwaben aktiv zu werden. Ziel sei es, junge Menschen gezielt für die Selbstständigkeit im Handwerk zu gewinnen und die Betriebsnachfolge in der Region besser zu begleiten.
„Wir sehen es als unsere gemeinsame Aufgabe an, mit konkreten Angeboten vor Ort – etwa durch Infoabende, Beratungstage oder Praxisformate – Mut zur Gründung zu machen und Übergaben zu erleichtern“, betonten die kommunalen Spitzen. Hans-Peter Rauch und Ulrich Wagner kündigten an, ein entsprechendes Konzept auszuarbeiten, das als Grundlage für die weitere Zusammenarbeit mit den Landkreisen dienen und passgenaue Maßnahmen für die einzelnen Regionen enthalten soll.
Optimismus trotz Herausforderungen
Trotz der strukturellen Herausforderungen blickt Wagner zuversichtlich nach vorn: „In den Betrieben spüren wir Rückenwind – auch durch Signale der Bundesregierung. Das macht Mut.“
Landrat Stegmann fasste den Tenor der Tagung zusammen: „Das Handwerk ist ein unverzichtbarer Partner – bei der Energiewende, beim Wohnungsbau, bei der Ausbildung. Wir stehen an der Seite der Handwerkskammer – mit dem gemeinsamen Ziel, unsere Region stark zu halten“.